Im Film „House of Spoils“ spielt Ariana DeBose eine Köchin, die alle nur »Chef« nennen: die 33-jährige Oscar-Preisträgerin über das Kochen und Sexismus am Set und in der Küche.
Keine Frage: Ariana DeBose gehört zu den unbekanntesten Oscar-Gewinnerinnen der zurückliegenden Jahre. Lang stand die 33-Jährige in Broadway-Musicals auf der Bühne, bevor ihr Steven Spielberg die Rolle der Anita in „West Side Story“ gab.
Seit sie dafür mit dem wichtigsten Filmpreis ausgezeichnet wurde, moderierte DeBose mehrfach die Tony-Verleihung und spielte in Serien wie „Schmigadoon!“ oder Filmen wie „I.S.S.“. Derzeit ist sie in der Hauptrolle im Gruselfilm „House of Spoils“ (zu sehen bei Amazon Prime Video) zu sehen.
Sie spielen in „House of Spoils“ eine Profiköchin, die ihr eigenes Restaurant eröffnen will. Warum boomen solche Küchengeschichten eigentlich gerade?
Ariana DeBose: Das wüsste ich auch gern. Sie fragen vermutlich wegen der Serie „The Bear“, oder? Von der bin ich auch ein großer Fan. Allerdings muss ich gestehen, dass ich daran während des Drehs zu „House of Spoils“ wirklich keinen Moment lang gedacht habe. Was wir erzählen, ist schon eine sehr andere Geschichte. Da sind Vergleiche absolut unnötig.
Haben Sie schon früher gern gekocht?
Ich habe immer gern gekocht. Wenn man wie ich aus den Südstaaten der USA kommt, wächst man nicht selten in der Küche auf. Meine Großmutter hat immer genug für eine ganze Armee gekocht – und ich durfte ihr dabei Gesellschaft leisten oder sogar helfen. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich je sonderlich professionell angestellt hätte. Von dem Handwerk, das man in einer echten Restaurantküche beherrschen muss, hatte ich keine Ahnung. Deswegen habe ich für die Dreharbeiten ziemlich viel Unterricht genommen und trainiert, bei verschiedenen Köchinnen und Restaurantbetreiberinnen. Mir war schon wichtig, dass es im Film so aussieht, als wüsste ich, was ich da tue.
Ist denn etwas hängengeblieben?
Ich gebe mir zumindest große Mühe, dass ich das professionelle Schneiden mit dem Küchenmesser nicht so schnell verlerne. Inzwischen hat das Schnippeln von Gemüse etwas fast Meditatives für mich, das ist definitiv neu. Außerdem denke ich, anders als früher, auch einmal darüber nach, wie ich Essen präsentiere und anrichte.
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Die Parallelen zwischen dem Kochen und der Schauspielerei halten sich ja vermutlich in Grenzen, oder?
Zumindest gibt es durchaus ein paar Gemeinsamkeiten zwischen der Gastronomie und der Unterhaltungsindustrie, würde ich sagen. Sowohl bei einem Filmdreh als auch in einer Restaurantküche kommt es zum Beispiel auf Teamarbeit an. Und in beiden Branchen kam es in den vergangenen Jahren zu überfälligen Diskussionen bezüglich überholungsbedürftiger Strukturen, denn hier wie dort waren Misogynie und Sexismus weit verbreitet und Veränderungen in Sachen Gleichberechtigung, Diversität und Inklusivität überfällig.
Ihre Figur in „House of Spoils“, die von allen Chef genannt wird, ist so „butch“ oder zumindest burschikos, wie man es bei Filmheldinnen sonst eher selten sieht …
O ja, ihre Energie ist sehr androgyn. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Und ich mochte auch, dass ihr Auftreten oder ihre Sexualität in der Geschichte des Films kein bisschen im Vordergrund stehen. Sie ist einfach, wer sie ist, aber für den Plot spielt das keine Rolle. So etwas sieht man viel zu selten in Filmen, in denen nicht eine weiße, heterosexuelle Person im Zentrum steht.
Ihre Kollegin Lily Gladstone sagte kürzlich, dass für sie jede ihrer Figuren eine indigene Person sei, solang das Drehbuch nicht dezidiert etwas anderes vorgebe. Geht es Ihnen bezüglich Queerness genauso?
Hm, ich hätte es vermutlich nicht genauso ausgedrückt. Aber eigentlich hat sie recht. Solang im Drehbuch nicht etwas anderes steht, gibt es keinen Grund, dass meine eigene Identität als queere Afro-Latina nicht auch für die Figur, die ich spiele, funktionieren kann. Das heißt nicht, dass ich unbedingt das Bedürfnis habe, jede meiner Rollen an mich selbst anzupassen. Oder dass ich auf Teufel komm raus bestimmte Aspekte einer Figur überhaupt sichtbar machen muss. Tatsächlich schätze ich Rollen wie „Chef“ sehr, die viele Freiräume lassen, bestimmte Leerstellen für mich selbst so zu füllen, wie es mir liegt.
Dass Sie den Oscar gewonnen haben, ist inzwischen zweieinhalb Jahre her, und seither scheinen Sie bestens beschäftigt …
Ich bin wirklich dankbar für alle Türen, die sich seit dem Oscar-Gewinn für mich geöffnet haben. Wobei die meisten Rollen, in denen ich seither zu sehen war, schon davor unter Dach und Fach waren.
Wonach suchen Sie aus, welche Projekte Sie nun interessieren?
Nicht ich suche mir die Rollen aus, sondern die Rollen finden mich. Mir ist egal, um welches Genre es geht oder wie groß eine Rolle ist. Ich lese alle Drehbücher, für die ich infrage komme oder die man mir anbietet, und entweder spricht mich eine Geschichte an oder nicht. Wenn mein Bauch sagt, das ist etwas für mich, dann versuche ich, die Rolle zu bekommen. So einfach ist das.
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Zur Person
Ariana DeBose kommt 1991 in North Carolina (USA) als Tochter einer Lehrerin zur Welt.
Erste Auftritte als Tänzerin und Sängerin in Musicals, u. a. am Broadway.
2021 ist sie in Steven Spielbergs Neuverfilmung der „West Side Story“ als Anita zu sehen, für die Rolle erhält sie den Oscar und den Golden Globe als beste Nebendarstellerin.
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